Fusionsdebatte Reuters Rolle rückwärts
OSTERODE. So schnell können sich die Dinge ändern: Göttingens Landrat Bernhard Reuter (SPD), 2010 noch in gleicher Funktion in Osterode im Amt, pries vor zwei Jahren den Vorteil übersichtlicher Strukturen.
OSTERODE. So schnell können sich die Dinge ändern: Göttingens Landrat Bernhard Reuter (SPD), 2010 noch in gleicher Funktion in Osterode im Amt, pries vor zwei Jahren den Vorteil übersichtlicher Strukturen.
Zum 125-jährigen Jubiläum des Landkreises Osterode schrieb er: „Wir können uns um Dinge kümmern, die in einem größeren Kreis viel anonymer sind.“
Seit mehreren Monaten kämpft Reuter hingegen vehement für eine Fusion der Kreise Osterode, Northeim und Göttingen. Während das Land verfassungsrechtliche Bedenken formuliert und bürgerferne Strukturen befürchtet, weil ein Großkreis mit 450.000 Einwohnern und einer Fläche von 3.000 Quadratkilometern in Niedersachsen ohne Beispiel ist, treibt Reuter sein Wunschgebilde voran.
Am Montag trifft der Kreistag in Osterode eine Richtungsentscheidung für die weiteren Fusionsgespräche. Aller Voraussicht nach votiert der Kreistag mit den Stimmen der SPD, der stärksten Kraft, für eine Großfusion und gegen einen Westharzkreis mit Goslar.
Aufschlussreich sind die Äußerungen Reuters, weil er sich ausdrücklich auf das damalige Gutachten des Staatsrechtlers Joachim Jens Hesse beruft. Auch heute zitiert Reuter Hesse, weil der als Fernziel eben jene Großfusion ausgibt. 2010 aber interpretierte Reuter Hesse wie folgt: Es sei erstaunlich, dass Hesse von der Vorstellung abrücke, nur große Landkreise seien leistungsfähig. Reuter zog folgende Konsequenz: „Für mich stellt sich nach diesem Gutachten auch die Option, den Kampf für die Eigenständigkeit aufzunehmen.“
aktualisiert von Herbert Miche, 18.09.2012, 17:14 Uhr |